Dr. med. Axel Müller, Facharzt für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Chirotherapie, in Darmstadt Frankfurter Str., hat sich in seiner Praxis auf die Behandlung von Patienten mit schweren und langanhaltenden Schmerzleiden spezialisiert. Dr. Müller ist ebenfalls Arzt für Naturheilkunde und hat eine umfangreiche Akupunktur-Ausbildung absolviert. Er ist Lehrbeauftragter der Internationalen Gesellschaft für Neuraltherapie. Im Laufe seiner Tätigkeit auf diesem Gebiet hat er umfangreiche Erfahrungen beim Einsatz unterschiedlicher Therapieverfahren gewonnen und erstellt für jeden Patienten ein Behandlungskonzept, dass auf dessen persönliches Leiden ausgerichtet ist und unerwünschte Begleitwirkungen weitestgehend vermeiden soll.


Im Gespräch mit Dr. Ernst M. W. Koch erläuterte Dr. Müller seine besonderen Methoden, wobei der Neuraltherapie eine besondere Rolle zukommt.


Frage: Resultate umfangreicher Forschungsarbeiten zum Thema Schmerz haben in den letzten Jahren zu vielen neuen Erkenntnissen geführt. Trotzdem leiden in der Bundesrepublik immer noch viele Millionen Menschen an nicht ausreichend behandelten Schmerzen. Wie gehen Sie vor, wenn diese Patienten nach vielen, oft vergeblichen oder unzureichenden Behandlungsmaßnahmen Ihre Praxis aufsuchen?
Dr. Müller: Um den Patienten wirklich helfen zu können, müssen wir sehr individuell vorgehen und uns – soweit möglich – um eine an den Ursachen ansetzende Behandlung bemühen.
In einem ausführlichen Gespräch versuchen wir das Krankheitsbild und seine vermutlichen Ursachen abzuklären. Der Patient wird stets gründlich untersucht; mitgebrachte befunde werden mit Fachkollegen besprochen.
Wir müssen uns genug Zeit nehmen, um einen auf den Patienten ausgerichteten Therapieplan aufstellen zu können Dabei wird stets eine gemeinsame Vereinbarung mit dem Patienten getroffen, die sich auf das Ziel der Behandlung sowie die einzelnen Verfahren bezieht und auch einen Zeitplan mit einschließt.

Frage: Welche Verfahren werden von Ihnen verordnet?
Dr. Müller: Unsere Behandlungsweise ist am besten durch den Begriff „ganzheitlich“ umschrieben, wobei die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Patienten ganz im Vordergrund steht.
Das bedeutet, dass wir alle für den jeweiligen Patienten angemessenen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapieverfahren einsetzen und sie durch traditionelle Methoden ergänzen.

Frage: In Ihrer Praxis werden unter dem Stichwort "Integrative Schmerztherapie" neben anderen Verfahren auch Neuraltherapie /TLA aufgeführt. Können Sie bitte diese Methode erklären?
Dr. Müller: Unter Neuraltherapie versteht man eine Diagnose- bzw. Behandlungsmethode, bei der über unser vegetatives Nervensystem auf eine Erkrankung oder auf eine Störung Einfluss genommen wird. Diese vegetativen Nerven funktionieren weitestgehend selbständig – wir können sie praktisch nicht durch unser Bewusstsein beeinflussen. Über das vegetative Nervensystem werden die Informationen vermittelt, die unsere selbständig ablaufenden Körperfunktionen steuern und im Gleichgewicht halten. Injiziert man ein Lokalanästhetikum an bestimmte Stellen des Körpers wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Nerven oder Nervenknoten, kann man das vegetativer Nervensystem beeinflussen, so dass Schmerzzustände verschwinden oder sich deutlich bessern, indem der Köper sich selbst reguliert. Das ist umso interessanter, als jeder Schmerzzustand zugleich ein „verstelltes Vegetativum“ nach sich zieht oder durch selbiges bedingt ist.

Kommt man mit dieser Methode nicht weiter, beginnt man nach sogenannten Störfeldern zu suchen, die eine Selbstregulation des Organismus verhindern. Derartige Störfelder können z. B. in den Nebenhöhlen der Nasen, im Zahn-Kieferbereich, an den Rachenmandeln, im Unterleib der Frau, in der Prostata und besonders in (auch alten) Narben entstehen.

Wenn ein derartiges, oft auch von der schmerzenden Region entferntes, Störfeld durch die Injektion eines Lokalanästhetikums unterbrochen wird, kann die schädigende Wirkung auf den Regulationsmechanismus unseres Körpers blockiert werden. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer Heilung dieser Erkrankung. Man geht davon aus, dass auf diese Weise allgemein funktionierende Gegenregulierungen in Gang gebracht werden, die dann das spezifische Organsystem günstig beeinflussen.

Zur Durchführung dieser Störfeldtherapie wird in den meisten Fällen das Lokalanästhetikum Procain (Novocain) verwendet. Nach Injektion am Störfeld verschwinden die Beschwerden schlagartig und die Wirkung kann über 20 Stunden anhalten. Nach mehreren Injektionen wird der schmerzfreie Zeitraum immer länger.

Frage: Welche Erkrankungen kommen für die Neuraltherapie infrage?
Dr. Müller: Im Prinzip alle Erkrankungen, die mit einer Irritation der vegetativen Nerven vergesellschaftet sind, einschließlich auch solche von inneren Organen. Der Schwerpunkt meiner Praxis liegt jedoch hautsächlich in der Behandlung von Schmerzpatienten.

Frage: Welche Patienten sollten in dieser Weise nicht behandelt werden?
Dr. Müller: Patienten, bei denen eine Überempfindlichkeit/Allergie gegen das Lokalanästhetikum bekannt ist oder durch Vortestung festgestellt wird sowie Patienten, die Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung einnehmen oder Blutgerinnungsstörungen aufweisen; weiterhin, Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen.

Frage:
Werden die Kosten der Neuraltherapie von den Krankenkassen getragen?
Dr. Müller: Die Neuraltherapie gehört nicht mehr zur Gebührenordnung der gesetzlichen Krankenkassen. Es können nur wenige (bis zu 3) Injektionen in den Schmerzbereich auf Kosten der Kassen durchgeführt werden.